Den ganzen Sonntag im Bett verbracht. So. Einen lang gehegten Vorsatz schonmal abgehakt.
Sich einfach mal nichts vornehmen, kein Programm haben und rein gar nichts tun. Den ganzen Tag in Leggings und verwaschenem Tanktop mit explodiertem Haupthaar und unrasiertem Körperhaar Zuhause einsperren und noch nichtmal dagegen was unternehmen. Was für eine herrliche Zeitverschwendung! Schon absurd, dass man sich so etwas vermeintlich Einfaches nicht öfter mal gönnt.
Vielleicht lag es an meinem Ritter-To-Go, den mir mein Freund L am Wochenende geschenkt hatte, dass ich es diesmal schaffte. Ein kleines Jedi-Ritterchen in ner Dose, das laut Aufschrift dunkle Mächte jeglicher Art vertreiben soll. Da hat er allerhand zu tun, der kleine Kerl. Denn das Jahr hat jetzt schon so viele Situationen hervorgebracht, mit denen mein Kopf sich partout nicht befassen will. Macht mal wieder einen auf Vogel Strauß und brüllt laut Lalala um bloß nicht zuhören zu müssen, was sich da alles zusammengebraut hat.
Also verkroch ich mich wie ein haariger Einsiedlerkrebs ins Bett und zwang meinen Kopf dazu, sich den Mächten zu stellen. In mich zu gehen, die nackten Tatsachen zu betrachten und zu reflektieren. Mein Kopf ist aber leider noch sturer als ich. Wieso hört der eigentlich nie auf mich? Und was ist das bloß für ein Fleck an meiner Wand? Hat irgendwie die Form eines Schuhs…apropos, ich wollte doch schauen ob die Stiefeletten von Saint Laurent im Sale sind…
War jetzt vielleicht etwas suboptimal für mein eigentliches Vorhaben, aber Mytheresa hatte einfach die besseren Argumente. Und wenn ich schonmal Zeit verschwende, kann ich das doch auch gleich mit Geld machen. Zeit ist ja schließlich Geld. Und doppelt hält besser. Und überhaupt…
Außerdem ist der große Nachteil am Reflektieren, dass nichts verborgen bleibt. Deshalb bin ich so ein großer Fan von Verdrängung. Einfach alles Lästige in die Schublade stopfen und sie zuschieben. Meine Schublade lässt sich immer schwerer zuschieben. Ich fürchte auch, dass sie bald durchbricht. Muss mir wohl ne zweite zulegen. Oder durchbrechen.
Meine Freundin K ist letzte Nacht etwas durchgebrochen. Sie hatte bereits beim Essen angekündigt, sie würde bald durchdrehen. Der viele Alkohol half ihr, noch in der selben Nacht ihren Plan umzusetzen. Küsste aus heiterem Himmel einen jungen Kellner, ließ dem Pärchen am Tisch nebenan – das den ganzen Abend damit beschäftigt war, uns anzustarren und zuzuhören – 8 Schnäpse bringen (“We love to entertain you, Cheers!”) und verließ plötzlich, ohne Vorwarnung und völlig aufgebracht das Lokal. Seitdem überlege ich, wie mein Ausbruch wohl aussehen würde. Würde ich aus ner Bar stürmen, mir den Kopf rasieren oder vielleicht mit dem nächstbesten Verehrer durchbrennen?
Sicherheitshalber hab ich dann Abends meinen Schrank ausgemistet. Nicht, dass der noch durchbricht, bevor ich es tue. Noch einen Vorsatz umgesetzt. Ich glaub, mein kleiner Ritter übt nen guten Einfluss auf mich aus. Möge die Macht mit ihm sein.