Ich hab nachgedacht. Überlege gerade, ob ich den Satz so stehen lassen soll. Als Artikel. “Ich hab nachgedacht” und sonst nichts. Nee, wär selbst für mich zu schräg… also weiter im Text. Ob das Durchforsten meiner Hirnwindungen was Nützliches hervorgebracht hat? Interpretationssache. Es hat jedenfalls gut getan. Füße im Sand, Köpfchen im Schatten und einfach nur mal dem Meer lauschen. Keine Kopfhörer, kein iPhone und kein dröhnender Beachclub. Also hab ich mich den Stimmen in meinem Kopf gewidmet und fand es sehr unterhaltsam. Und spannend. Bin jetzt sogar um ein paar Erkenntnisse reicher.
Insofern hat die Reise, aka Flucht aus Madcity ihren Zweck erfüllt. Die Menschen in Tel Aviv sind derart tiefenentspannt, dass ich nicht anders konnte, als mich anzupassen. Und Jerusalem hat jenen mystischen Zauber, der dich Demut lehrt. Vielleicht lag es auch ein bisschen daran, dass ich während meiner Reise ein Jahr älter geworden bin. War im gelobten Land, bin jetzt alt und weise und weiß endlich wie das mit dem in-sich-ruhen funktioniert. Super. Auch abgehakt.
Jedenfalls bin ich wieder Daheim. Und Madcity wirkt gar nicht mehr so bedrohlich wie noch vor meiner Abreise. Gut, ich kann jetzt nicht jedes Mal in ein kriegsgebeuteltes Land fliehen, bloß weil München mal wieder doof ist. Aber es verändert den Blickwinkel schon ein wenig. Und ich glaube, das können wir alle hier gut gebrauchen. Einfach mal die Perspektive wechseln und sein Leben chillen, wie die coolen Kids so sagen.
Denn der größte Fehler ist, zu glauben, dass der eigene Standpunkt der einzige ist, von dem aus man die Wahrheit sieht.
Der Taube wird die Tanzenden immer für Verrückte halten.
I like. Man kann den Perspektivenwechsel gar nicht oft genug ausüben. Interessant ist aber das Menschen in einem kriegsgebeutelten Land total tiefenentspannt sind. Immer wenn ich zurück in die Heimat hier kehre, frage ich mich, wovor wir immerzu so hektisch davon rennen?
Weiter so!
Weil kriegsgebeutelt wissen die Menschen wahrscheinlich besser als wir wie wertvoll das Leben ist.
Liebe Madness,
genüsslich verfolge ich deinen Blog, bin halt ein Fan, aber das weißt Du ja eh. Die Anziehung jeglicher Menschenart geht von der Ausstrahlung aus und dem was man zulässt. Es gehören leider immer zwei dazu. Die soziopsychologische Entzifferungskomptenz hilft dabei die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen zu legen. Man ist immer so sehr Opfer, wie man es zulässt. Die Marke Rockstar, Outlaw, Megabody, Tattookunstwerk, emotionale und gesellschaftliche Galance, monogamistische Treue, Vater meiner Kinder, bester Freund, Liebling meiner Freundinnen und Family, kann sich meinen Lifestyle leisten bzw. supporten … die gibt es nun mal nicht. Man muss Abstriche machen, akzeptieren, dass es nicht die 100% Lösung gibt und nicht zu warten bis der weiße Reiter einen aus der Misere des Großstadtdschungels errettet. Tel Aviv ist wie München, nur das man es in 3 Tagen nicht merkt. Die Welt ist überall gleich, nur die Art und Weise wie wir Sie sehen, liegt an uns. Love u hard, JRM
Mit seiner Einschätzung der Lage hat JRM wirklich ins Schwarze getroffen – gut analysiert, schön und präzise formuliert…
Hinzu kommt noch, dass sich unsere Madness wahrscheinlich augenblicklich vom Charme der Israelischen Männer umgarnen lässt und deshalb nicht bemerkt, dass Tel Aviv auch nur eine Stadt wie München ist – wenn auch ungleich entspannter und viel weniger borniert.
Sie wird wohl damit leben müssen, dass Sie Eindruck hinterlässt und hinterlassen will, und dass daran auch eigentlich gar nichts auszusetzen ist. Immerhin scheint ihre Entzifferungskompetenz gut ausgeprägt zu sein, ein riesiger Vorteil den vielen anderen armen Dingern gegenüber, die geblendet ins Licht schwirren um darin zu verglühen.
Sie könnte also auch einfach glücklich sein, sich geschmeichelt fühlen von den Komplimenten oder deren Machern ins Gesicht spucken und gehen.
Eigentlich tolle Optionen; ergreif sie und sei froh, und lass uns unbedingt wissen, wie Mann deine Spucke im Gesicht erträgt.
Ich wünsche dir eine tolle Zeit im gelobten Land…
��� toll geschrieben! Kann mich nur anschliessen �
“Die Vermassung des Positiven verursacht eine Verstopfung und Verfettung der Kreisläufe, die zum Infarkt des Systems führt. Zur Gewalt führt nicht nur ein ZUWENIG, sondern auch ein ZUVIEL, nicht nur die Negativität des Nichtsdürfens, sondern auch die Positivität des Alleskönnens.”
Byung-Chul Han
Tatsächlich… da schaut der von neuer Wohnung und Sommerstimmung fast gemordete Zynismus nun doch mal wieder um die Ecke, wenn auch nur kurz und sich halbherzig seinem temporären Schicksal erwehrend…
Nun kenne ich deine Freundin nicht und kann deshalb auch nicht beurteilen, ob sie eine willige Beute ist oder nicht. Offensichtlich hat sie aber die Jagdinstinkte des Mannes gut befeuert und ihn erst nach längerer Zeit des Buhlens um ihre Gunst erhört. Und du sagst es ja, Frau möchte hofiert werden, also gejagt werden, es dem anderen nicht zu leicht machen, da sie das als Maß ihres Wertes sieht. Auf der anderen Seite steht der erfolgreiche Jäger ganz hoch in der Gunst vieler Frauen, denn es zeichnet ihn als stark und erfolgreich – und damit begehrenswert – aus. Also könnte man meinen, dass sich Mann und Frau hier gut ergänzen.
Im Prinzip ist also vielleicht gar nichts gegen diese klassische evolutionäre Prägung zu sagen. Das Problem ist (siehe Lulu‘s Kommentar), dass es heute immer mehr freilaufende und insbesondere leicht zu habende Beute gibt. Das gilt übrigens auch umgekehrt, denn auch viele Frauen jagen heute, mal zielgerichtet mal wahllos, aber sehr erfolgreich und oft ausschließlich auf Quote bedacht. Das Jagen ist so einfach geworden, weil es immer mehr willige Beutestücke gibt, die Torschlusspanik haben und noch dazu weder die Zeit noch die kognitiven Fähigkeiten, ihr Gegenüber richtig einzuschätzen. Die Fähigkeit – oder vielleicht sogar der Wille, den anderen zu lesen und zu deuten, scheint uns immer mehr abhanden zu kommen.
Ist das vielleicht das eigentliche Problem?
Hahaa, made my day! Genialer Beitrag Ana und on top die Kommentare #1 und #2 die sich nicht mehr toppen lassen.. Daher füge ich dem nix mehr hinzu außer ‘Und ewig lockt das Weib’ mit der herrlichen MM und JR worin es doch zu einem Happy End kommt; warum!? Weil die Gejagten eigentlich die Jäger sind, und umgekehrt – Wie schön!
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