Marrakech war unglaublich inspirierend. Kein Wunder, ist es doch die Wahlheimat von Künstlern wie Yves Saint Laurent und André Heller gewesen. Trotzdem sitz ich jetzt völlig uninspiriert da und massiere meinen Oberarm, der mir seit dem Segeltörn wehtut.

Ich war eine Woche auf dem Wasser und eine Woche quasi in der Wüste. Beide Reisen waren sehr schön, voller Eindrücke und vielen, sternenklaren Nächten. Und mich überkam eine Erkenntnis, die mich überraschte. Ich bin dabei, erwachsen zu werden. Ich weiß, es klingt lächerlich in meinem Alter, aber ich glaube, dass das keine Frage des Alters mehr ist. Wir sind heute alles Kinder, die mit ihren Smartphones spielen und sich jeglicher Verantwortung nach Möglichkeit entziehen. Wir dürfen tun und lassen, was wir wollen und im Gegensatz zu früher gibt es auch keine gesellschaftlichen Spielregeln mehr, die einen in die eigenen Schranken weisen.

Die heutige Norm sind Ü 40 Mütter, die Snapchat-Knutschfotos mit Toyboys posten und “erwachsene” Männer, die in zerrissenen Jeans jede Party mitnehmen. Haben wir echt so viel Angst vor dem Erwachsenwerden, dass wir uns lieber mit Anlauf lächerlich machen? Ich meine, älter werden wir so oder so, die Zeit nimmt ihren Lauf und schert sich nicht darum, ob wir noch mit Stofftieren kuscheln.

Mich erschreckt eher die Vorstellung, in 10/20/30 Jahren noch immer mit 20-jährigen konkurrieren zu müssen und mich nur über mein Äußeres und Statussymbolen zu definieren. Früher gab es eine natürliche Ordnung. Du hattest deine Jugend und danach hast du dich zurückgenommen und Platz gemacht für die neue Generation. Entspannt und beruhigt durch das Wissen, dass auch ihre Zeit begrenzt ist. Heute sind wir “gesegnet” mit dem Fluch der ewigen Jugend.

Da mag ich nicht mitspielen. Ich fühle mich unwohl in Clubs, in denen die meisten über 10 Jahre jünger sind und zu Musik tanzen, die ich entweder nicht kenne oder die so remixt wurde, dass die Kids sie für neu halten. Und ich mag auch nicht in zig sozialen Plattformen, deren technische Anwendung mich schon überfordert, einen Account haben.

Seit meiner Rückkehr geht mein Fernseher nicht mehr. Er hat angeblich “kein Signal”. Zum Glück schau ich eh nur Netflix, deshalb hab ich noch nichtmal nach der Ursache gegoogelt. Und weil ich sicher alles noch schlimmer mache, wenn ich mich mit einer Online-Anleitung dransetze.  Aber solange ich meinen Boardingpass in mein Wallet bekomme, bin ich mit meinen technischen Skills zufrieden. Man muss ja nicht alles können. Oder forever 21 sein.

 

 

 

Mad City

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