A sagen und B meinen. Oder C. Hin und wieder auch D und je nach Stimmungslage sogar mal Umlaut. Darf man das nicht? Könnte sein, dass man nicht für voll genommen wird, wenn derartige Diskrepanzen zwischen Worten und Taten häufiger vorkommen. Aber wie heißt es so schön? „Tu was ich sage, nicht was ich tue.“ In diesem Punkt sind ich und meine anderen Persönlichkeiten uns einig, denn die Theorie ist immer einfacher als die Praxis. Ich bin eine Anhängerin der Inkonsequenz. Es gibt im Leben genug Regeln, Vorschriften und vorgegebene Wege. Da darf man doch wohl noch so tun als wär man total cool und hätte sich im Griff, obwohl das Gegenteil der Fall ist und man im nächsten Moment ins Kissen heult. Oder Schuhe kauft, um eben erwähntes Kissen-Heul-Szenario zu vermeiden. Und dann doch ins Kissen heult.

Ich finde das übrigens äußerst rücksichtsvoll von mir. Wer will denn schon ständig und überall mit der nackten Wahrheit konfrontiert werden? Man antwortet ja auch nicht wahrheitsgemäß auf jedes banale “Wie geht’s?”. Nein, man überspielt den suizidalen Gemütszustand und lügt, ohne mit der Wimper zu zucken.

Wenn ich meinen Freundinnen rate, möglichst unverfänglich und entspannt auf die Nachricht eines Typen zu antworten, meine ich das auch aus Rücksicht. Denn das sensible Gemüt eines Mannes verkraftet nunmal keine Ehrlichkeit.

Und beim Verfassen einer Email an einen besonders begriffsstutzigen Kollegen, darf man leider auch nicht fragen, ob es ihm häufiger passiert, dass er Pech beim Denken hat und ihm eine weniger anspruchsvolle Tätigkeit empfehlen. Nein, stattdessen blendet man das Wesentliche aus und gibt sich freundlich.

Mein Freund S sagte neulich beim Lunch, es gehe ihm tierisch auf die Nüsse, dass Frauen nie ehrlich sagen können, was sie wirklich meinen. Sich immer erst verhalten als wäre alles in Ordnung, auf unverbindlich und super entspannt machen, nur um einem dann aus heiterem Himmel mit dem Erwartungs-Knüppel eins überzubraten. Ich verstand ihn. Wir sind zuweilen tatsächlich unberechenbar und schizophren in unseren Handlungen. Wobei…da wir so konsequent in unserer Inkonsequenz sind, sollte Mann ja langsam wissen, was gemeint ist, wenn wir sagen, wir wollen keine Pommes. Oder keine Beziehung.

You can never trust the human mind anyway. It’s a death trap.
Anthony Hopkins

Mad City

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