Ehrlich, ich liebe diese Stadt. Sie kommt so harmlos, so freundlich und sicher daher, in ihrer bayerischen Gemütlichkeit. Ihr wahrer Charakter trifft dich dafür umso überraschender von hinten durch die Brust ins Auge. München ist mad. Skurril. Zuweilen auch völlig bizarr.

Ein normaler Wochentag, an dem ich Morgens meinen Cappuccino in der Bar Centrale hole, Mittags im Brenner ein Lunch-Meeting habe und mich Abends mit Freunden im Schumann’s auf nen Drink treffe, kann unspektakulär verlaufen. Muss er aber nicht.

Wie letzten Mittwoch. Der Tag ging schon damit los, dass ich spät dran war, weil ich ewig mein Handy gesucht hatte – das ich die ganze Zeit in der Hand hielt. Kurz darauf stolperte ich in die Bar Centrale, woraufhin F – der Bartender – mir zurief: “Bella, wo bleibst du, dein Kaffee wird kalt!” Und ein Gast am Tresen sagte: “Macht nix, sie ist ja selbst heiß genug.” Was andere Gäste dazu veranlasste, ähnlich geistreiche Sprüche loszufeuern. Vor dem ersten Kaffee besitze ich leider nicht genug Höflichkeit, um wenigstens so zu tun als wäre ich nicht genervt.

Der Lunch im Brenner verlief eigentlich ganz gut, bis eine Horde Rich-Kids eintrat, sich im gesamten Restaurantbereich breit machte und nach Champagner grölte. Sie waren betrunken. #neid.

Nach dem Essen bekam ich ein herzförmiges Törtchen serviert, mit dem Hinweis des Obers, es sei von dem “jungen Herrn im blauen Jackett”. Der junge Herr im blauen Jackett war höchsten 19. Und in dem Törtchen steckte seine Visitenkarte. #läuftbeimir.

Das beste aber hatte sich die Stadt für den Schluss aufgehoben. Auf dem Weg ins Schumann’s begegnete mir eine Frau mit großen Kopfhörern und einem Chihuaua. Sie tanzte mich an und warf mir ihren “Hund” zu. Oder bewarf sie mich mit ihm, wie diese Katzenfrau aus den Simpsons…? Jedenfalls tantze sie unbeirrt weiter, während ich ihr das zitternde Tier zurückgab.

Im Schumann’s angekommen, begrüßte mich M – der Barkeeper meines Vertrauens – mit den Worten: “Willkommen in der Schumann’s Bar, da nimm deinen Drink, ich geh jetzt Heim, hab keinen Bock mehr!” Nicht weiter beunruhigend, das sagt er oft. Aber dann sah ich es. Das Sahnehäubchen auf dem Eisbecher des Wahnsinns. Meinen guten Freund J, der mitten im vollen Lokal vor einer wildfremden Frau kniete, um ihre Telefonnummer zu bekommen. Und keinen Menschen schien das auch nur im Geringsten zu interessieren.

Das Schöne an dieser Stadt ist: wir sind alle dem Kanninchen gefolgt und in das Loch gefallen. #verrückteuntersich

Alice: Aber ich möchte nicht unter Verrückte kommen.
Grinsekatze: Oh, das kannst Du wohl kaum verhindern. Wir sind nämlich alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt.
Alice: Woher willst Du das wissen, dass ich verrückt bin?
Grinsekatze: Wenn Du es nicht wärest, stellte die Grinsekatze fest, dann wärest Du nicht hier.

Mad City

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