Neulich ist mir was merkwürdiges passiert. Ok, eigentlich ist gar nichts passiert. Und es war noch nichtmal wirklich merkwürdig, aber irgendwie muss ich ja anfangen. Jedenfalls erschien auf Instagram plötzlich folgende Meldung: „Du bist auf dem neuesten Stand. Du hast alle Beiträge der letzten 2 Tage gesehen.“
Bäm. Einfach so. Ohne Ausschmückung und vorherige Warnung hat es mir ins Gesicht geknallt, wie entsetzlich gelangweilt ich bin.
Das war bitter. Aber noch bitterer war, dass ich nichtmal wusste, welche Beiträge die letzten 2 Tage gefüllt hatten.
Der selbe Kram, der sich sonst so auf Insta tummelt, schon klar. Da ist an guten Tagen höchstens mal das ein oder andere witzige Meme dabei. Unterbrochen von den immergleichen Posts der „Schönen und Reichen“.
Davon bleibt zum Glück nichts hängen, für sowas hat mein Hirn im Laufe der Zeit einen echt praktischen Filter entwickelt.
Was einem aber auffällt – wenn man etwas zu viel Zeit hat – ist der psychologische Einblick. Wer liked oder kommentiert bei wem, wer folgt wem und…äußerst interessant: wer ENTfolgt wem.
Jetzt mal ehrlich, sowas finde ich wahnsinnig spannend. Oder ich bin wahnsinnig unterfordert. So oder so gibt es auf diesem Medium eine Ansammlung irreparabler Dachschäden, dass es einem echt ne Gänsehaut bereitet. Mich faszinierten schon immer subtile Handlungen, die die emotionalen Defizite derer entlarven, die sich besonders cool darstellen wollen.
Ok, diese morbide Faszination sagt jetzt sicher auch so einiges über mich aus…Aber hey, David Lynch bewahrt tote Tiere in seinem Kühlschrank auf um ihnen beim Verwesen zuzuschauen. Das ist viel schräger!
Und nachdem ich mich gerade mit einem brillianten Regisseur verglichen habe, behaupte ich außerdem noch dass Instagram das moderne Poesie Album ist. Wie früher in der Schule durften nur die Kinder reinschreiben, die man aktuell mochte und auch nur das, was man hören wollte. Herzchen, Sternchen und auch mal ein nettes Gedicht waren die Likes und Follows einer vergangenen Zeit.
Damals durfte keiner, den ich doof fand in mein Poesie Album reinschauen. Damals war ich 9. Heute bin ich erwachsen. Und ja, erwachsen sein ist ok und keinesfalls eine Falle sondern eine notwendige Entwicklung, die einem hilft, die Gleichgültigkeit aufzubringen, die es braucht um wirklich cool zu sein.

Mad City

2 Replies to “LOL”

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