Kennt ihr diese Wir-Menschen? Diese Wesen, die eigentlich auch mal alleine existiert haben müssen, aber seit dem Zusammenschluss mit einer ähnlichen Spezies zu einem zweiköpfigen Monster mutiert sind, das vermutlich sogar zusammen aufs Klo geht, weil die Trennung unerträglich wäre? Mag sein, dass ich das zu eng sehe, weil ich schon bei der Vorstellung an einen Menschen, der rund um die Uhr an meiner Seite ist, klaustrophobische Zustände bekomme, aber was die da treiben ist doch bitteschön auch nicht normal!

Ich besitze durchaus noch ein Fünkchen Sinn für Romantik und Glauben an die Liebe, aber muss man sich wirklich als erwachsener Mensch so aus dem gesellschaftlichen Leben schießen?

“Wir kommen gerne…Wir schaffen es leider nicht…Wir geben bis übermorgen Bescheid…” In dem letzten Gruppen-Chat, in dem es übrigens um einen Kindergeburtstag ging, antwortete ich auf dieses Wir-Gelaber mit “Wir kommen auch. Also ich und meine anderen dreizehn Persönlichkeiten” und verließ die Gruppe.

WIR Singles sind einfach mal so frei. Und ich kenne auch genug Pärchen, die trotzdem ein eigenständiges Leben führen und sich nicht für jede Verabredung zum Kaffee erstmal absprechen müssen. Das ist auch sicher eine Art der Überkompensation.

Ja, ich kleine Pseudo-Hobby-Psychologin bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Koexistenzen lediglich verliebt in die Liebe sind. Und eigentlich gar nicht alleine existieren wollen. Vermutlich aus Angst. Angst, mit der Person Zeit verbringen zu müssen, die sie eigentlich am meisten lieben sollten. Sich selbst.

Gott, das war jetzt gruselig! Klinge schon wie ne Esoterik-Tante, die Auren sieht. Dabei bin ich ja auch nicht ganz dicht. Krieg sofort ne Panik-Attacke, wenn ich jemanden viermal in einer Woche treffe. Reagiere panisch und laufe weg. Ist das dann ne Unterkompensation? So à la Samantha, als sie Jared verließ: “Ich liebe dich, aber ich liebe MICH mehr”? Am besten befrag ich dazu mal meine anderen dreizehn Persönlichkeiten. Vielleicht können WIR uns ja auf eine Diagnose einigen.

 

 

 

 

Mad City

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