Wir alle haben sie. Wir alle leben mit ihnen, mal mehr mal weniger im Einklang. Unsere Dämonen sind ein Teil von uns, ebenso wie das Licht. Die Krux ist, sie mit dem Licht zu blenden, so dass sie im Untergrund schwelen…bis sie irgendwann an die Oberfläche dürfen. Das passiert, wenn das Licht schwächelt. Und das kommt gern auch mal aus unerfindlichen Gründen vor….

Vielleicht ist das gut so, vielleicht auch nicht. Aber es passiert. Und dann fühlen wir uns schuldig, insbesondere in Anbetracht der echten Probleme, die andere durchmachen müssen. Aber wieso ist das so? Wieso gestehen wir uns nicht die Freiheit ein, Probleme haben zu dürfen, die nichts mit Krieg, Not oder Krankheit zu tun haben? Wir sind doch nur Menschen, was  schon alleine für sich stehend echt nicht einfach ist. Mal abgesehen von der unsäglichen Dummheit und Manipulierbarkeit, mit der wir gesegnet sind, sind wir überdies schwach, egoistisch und kleingeistig…Wie gesagt, es ist schwierig. Aber irgendwie sind wir dennoch alle bemüßigt, uns eine Fassade aufzubauen, die den “alles ok, ich schwebe über den Dingen und bin sowieso zu cool für die Welt” Schein aufrecht erhält. Insofern belügen wir uns alle gegenseitig und obendrein und zuallererst uns selbst. Und sind dann schockiert, wenn die Fassade mal bröckelt.

Heute Abend, beim Dinner im kleinen Kreis, hat meine Freundin A ihre Gefühle und Ängste mit uns geteilt, was mich nicht nur aus Empathie sehr mitgenommen hat.  Es hat mich auch wachgerüttelt, in Anbetracht meiner eigenen Zweifel, Ängste, Unsicherheiten und was-weiß-ich-noch-alles, was jeder andere in einem weniger emotional-verständnisvollen Moment als lächerlich und irrational abkanzeln würde. Und genau das tue ich auch immer wieder mit meinen eigenen Dämonen. Ich schieb sie einfach ab, weil sie mir – in meinem ach so rationalen Bewusstsein – als Lappalie erscheinen. Meine Dämonen erbitten quasi Asyl, weil sie permanent untergraben und für Nichtig erklärt werden. Und ich erteile ihnen eine Absage. Nach dem Motto: komm wieder, wenn du ein echtes Problem bist. Mit sowas wie dir kann ich nicht umgehen, das hat keinen Platz in der Gesellschaft, damit mach ich mich lächerlich.

Aber warum ist das so? Und warum kehren wir unser Bauchgefühl, unsere Emotionen und andere nicht rationale Bedürfnisse so unter den Teppich? Weil sie keinen Belang haben? Oder etwa doch, weil sie keinen Bestand haben? Keinen Bestand in einer vom Verstand geführten Gesellschaft, die dir gerne vorschreibt, was du sagen, denken, gar fühlen sollst?

Hab neulich ein Buch über das “Füttern der eigenen Dämonen” gelesen. Teilweise war es mir persönlich zu abgehoben, geb ich zu. Aber es hat mir eine andere Betrachtungsweise ermöglicht: wenn wir all diese Unsicherheiten, Ängste, Schwächen, Unzulänglichkeiten mal einfach nur als einen Teil unserer Seele akzeptieren und eben nicht als einen Störfaktor, den es zu eliminieren gilt, könnten wir vielleicht uns selbst und auch andere mehr als das begreifen, was wir sind. Menschen, die einfach nur versuchen mit dem Leben klarzukommen.

 

Mad City

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